Delegation aus Wiesbaden besucht Fördergebiet „Hafentor“

Seit seiner Aufnahme 2018 in das Bund-Länder-Programm Sozialer Zusammenhalt hat die Stadt Hanau im Quartier rund um das Hanauer Hafentor eine intensive Entwicklung angestoßen. Ziel dieses Förderprogramms ist es, die Aufenthaltsqualität der hier lebenden und arbeitenden Menschen zu steigern, indem das Gebiet städtebaulich nachhaltig aufgewertet wird. Das Quartier umfasst neben dem Hafentor-Komplex die angrenzende Anna-Siedlung und die gemischte, kleinteilige Wohnbebauung bis hin zum Krawallgraben. Außerdem befinden sich einige Straßen der Umgebung und die südliche Bebauung bis zur Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde im Fördergebiet.

Nachdem im Juli das für die Steuerung der Gesamtmaßnahme Sozialer Zusammenhalt Hafentor notwendige Quartiersmanagement mit Michael Englert vom Büro Qurban sowie Martin Fladt vom Büro UmbauStadt seine Arbeit aufgenommen hat, nutzten Silvia Munsch-Werle und Gabriele Enk (beide Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen), Holger Stangner (Hessen Agentur GmbH, Zentrum Nachhaltige Stadtentwicklung in Hessen) sowie  Fabienne Weihrauch (Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte Hessen e.V) dieser Tage die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild vom aktuellen Entwicklungsstand zu machen und die Akteure persönlich kennenzulernen.

Zur Begrüßung ging Stadtrat Thomas Morlock kurz auf die besondere Lage des Quartiers ein, in dem derzeit rund 800 Menschen leben. Mit den inzwischen bewilligten Fördergeldern in Höhe von 2,3 Millionen Euro können, ergänzt durch den städtischen Eigenanteil, Projekte mit einem Gesamtvolumen von 3,1 Millionen Euro realisiert werden. Erste Schritte waren dabei nach seinen Worten die Erstellung des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK), in dem die Ziele, Strategien und Einzelmaßnahmen sowie ein Zeitplan dargestellt sind. Mit der Beauftragung des Quartiermanagements sei das Förderprogramm einen wichtigen Schritt weitergekommen, denn das Quartiersbüro im Hafentorkomplex mache als dauerhafte Anlauf- und Koordinationsstelle die Idee des Bund-Länder-Programms auch im Alltag sichtbarer. „Wir sind sehr dankbar für die gute finanzielle und inhaltliche Unterstützung seitens des Landes und des Bundes, die es uns ermöglicht, die Lebensqualität in diesem in der jüngeren Vergangenheit etwas abgehängte Quartiers nachhaltig zu verbessern.“

Zu den Zielen, die mit dem vorläufig auf zehn Jahre angelegten Förderprogramm verwirklicht werden sollen, zählen nach Morlocks Angaben neben einer lebendigen Quartiersmitte mit hoher Wohnqualität auch attraktive Grün- und Freiflächen sowie zukunftsorientierte Mobilitätkonzepte. „Vor allem auch eine stärkere Anbindung an die Innenstadt wäre wünschenswert,“ erläuterte er der interessierten Delegation aus Wiesbaden.

Auf die jüngere Entwicklung des Hafentor-Viertels ging Jens Gottwald, Geschäftsführer der Baugesellschaft Hanau, ein. Das Wohnungswirtschaftsunternehmen ist Eigentümerin des u-förmig angelegten Komplexes, der nicht nur Namensgeber für die Stadtentwicklungsmaßnahme war, sondern mit seinem dominanten Erscheinungsbild das gesamte Quartier prägt. Erbaut in den Jahren 1924 bis 1927, diente der Wohnkomplex einst als Wohnort für Arbeiter, Angestellte und Beamte des Hanauer Mainhafens und dort angesiedelter Unternehmen. Nachdem das geschichtsträchtige Wohnviertel zuletzt ein eher unscheinbares Dasein gefristet hatte, erlebte das Hafentor dank der erfolgreichen Reaktivierung durch die Baugesellschaft einen wahren Boom. „Die Wohnungen des in die Jahre gekommenen Gebäudekomplexes hatten uns die Chance eröffnet, ein ganz besonderes Pilotprojekt auf den Weg zu bringen, das vor allem für junge Leute und Kreative höchst interessant ist. Mittlerweile haben wir in der Westerburgstraße eine Vollvermietung.“, so Gottwald. Inzwischen entsteht darüber hinaus im Erdgeschoss der beiden mittleren Blöcke ein lebendiger Kreativ- und Kulturstandort, der, so ist sich der Geschäftsführer der Baugesellschaft sicher, positive Auswirkungen auf das Quartier und die Gesamtstadt, aber auch Strahlkraft in die Region entwickeln wird.

Bei einem Rundgang durch das Quartier mit einem kurzen Abstecher in Richtung Innenstadt erläuterten Anja Batke, Leiterin des Stadtplanungsamtes, und Martin Fladt, Büro UmbauStadt, einerseits die gravierenden städtebaulichen Defizite, die es in den nächsten Jahren zu bewältigen gilt, und andrerseits auch die Stärken des Gebiets, die mit den richtigen Maßnahmen ihre Wirkung künftig besser entfalten könnten.